Geschichte

Es war einmal …

vor ewigen Zeiten, als der St. Nikolaus jedes Jahr an seinem Namenstag von seiner Wohnung im Goffersberg (Gofi genannt) zu Lenzburg die vielen Treppen zur Stadt hinunterstieg. Zweck seines jährlichen Ausfluges war es, die Leute froh und zufrieden zu machen, indem er ihnen gute Dinge und Ratschläge bescherte. Doch eines Jahres war es mit der Herrlichkeit vorbei, denn böse Buben streuten Erbsen auf die Treppe, die zur Wohnung des Samichlaus führte. Als dieser müde und langsam zu später Stunde heimkehrte, rutschte er aus, kollerte die Treppe hinunter und tat sich an allen Gliedern weh. Verärgert und voller Groll schlug er donnernd die Türe hinter sich zu und gelobte, bis zum jüngsten Tage nie mehr Wohltätigkeitsbesuche machen zu wollen. Den Buben tat ihr Streich Leid und sie wollten den St. Nikolaus um Verzeihung bitten. Sie fanden jedoch den Eingang zu seiner Wohnung nicht mehr. Um ihn hervorzulocken, machten Sie grossen Lärm mit Geisseln und sie tun dies heute noch jedes Jahr.

 

Es begab sich dann …

dass der Brauch des Chlauschlöpfens von Lenzburg her auch in die andern Bezirksgemeinden und so auch nach Niederlenz kam. Buben und auch Mädchen und gelegentlich sogar jung gebliebene Erwachsene suchten ab 11. November, wenn die goldgelb und rot gewordenen Blätter von den Bäumen fielen und die ersten Spätherbststürme übers Land fegten und so das Nahen des Winters ankündigten, nach Zwick und Geissel. Es begann dann – ganz nach dem Motto „Übung macht den Meister“ – das vorerst nur „heisere“ später aber beherztere Üben. Gar nicht so leicht, mit dem kurzen Geisselstiel und dem Hanfzwick am Ende des langen Seiles einen „trockenen“ Peitschenhieb in die nächtliche Landschaft zu knallen.

 

Chlauschlöpfen in Niederlenz

Ab dem 11.November (Martinitag) „chlöpft“ es wieder im ganzen Dorf. Die „Knallerei“ wird mittels einer „Geisel“ erzeugt. Durch eine Richtungsänderung des schwingenden Seiles, erzeugt man einen Überschallknall der weitherum hörbar ist. Eine traditionelle Geisel besteht aus einem „Stecken“ der möglichst aus Tanne sein sollte, am oberen Ende wird das Seil befestigt. Das Seil ist an der Stelle beim „Stecken“ am dicksten und verjüngt sich gegen das Seilende gleichmässig. An diesem Seilende in der Fachsprache „Männdli“ genannt, ist der Zwick befestigt. Der von Zeit zu Zeit wegen der Abnützung ausgewechselt werden muss.
In Niederlenz wird seit 1964 ein Chlausklöpfwettbewerb durchgeführt, hier werden in verschiedenen Kategorien die Besten ermittelt. Erfreulicherweise ist die Teilnehmerzahl in unseren Dorf von der ganzen Region weitaus die Grösste. Zu unserem 40 Jährigen Jubiläums -Chlauschlöpfwettkampf laden wir die ganze Bevölkerung herzlich ein. Für das Wohl wird eine kleine Festwirtschaft von den schwarzen und weissen Chläusen betrieben.  

 

Weisse und Schwarze

Am 2. Donnerstag im Dezember, „geistern“ in Niederlenz wieder einmal gfürchige weisse und schwarze Chläuse umher, und stehen plötzlich vor den Haustüren. Die zwei Gruppen bestehen aus je einem Schwarzen mit Zylinder und zwei Weissen, die wiederum einen König und ein Jüngferchen darstellen. Es handelt sich hier um das traditionelle Chlaus-Brauchtum im Dorfe. Begleitet von den besten Chlauschlöpfern von Niederlenz eilen die geselligen Chläuse von Haus zu Haus. Dabei werden die braven Kinder mit Mandarinen und Nüssen belohnt. Die „bösen“ Buben müssen hingegen mit Rutenhieben rechnen, die ungehorsamen Mädchen tragen schwarze Gesichter davon. Mitglieder des Turnvereins und engagierte Chlauschlöpfer halten den schönen Winterbrauch seit Jahren aufrecht, der auf heidnische Kulthandlungen wie Fruchtbarkeitszauber und Dämonaustreibung zurückgehen dürfte. Was geblieben ist, ist das Sammeln von „Opfergaben“ . Das gesammelte Geld wird jedes Jahr zur Finanzierung des traditionellen Chlauschlöpfwettbewerbes und der „Chlausgaben“ an die Kinder verwendet.
Die Bevölkerung von Niederlenz ist gebeten, die schwarzen und weissen Gäste willkommen zu heissen und mithelfen, den alten Brauch aufrecht zu erhalten. Da das Dorf immer mehr Einwohner aufweist, kann es spät werden, bis die Chläuse alle Haushaltungen besucht haben. Das Treiben beginnt am Donnerstag um 16.00 Uhr beim Gemeindehaus und wird dann im Laufe des Abends und der Nacht der Route Hauptstrasse – Schürz – Bannholz – Steinler – Altfeldweg – Dorfplatz – Staufbergstrasse – Leinenstrasse – Bölli – Neumatt folgen.